Lernentwicklung von Kindern fördern

Wir verstehen unseren Unterricht heute immer mehr als einen Unterricht weg von der Tafel hin zum eigenen Lernen und der selbst gesteuerten Aktivität des Kindes. Dabei ist es uns sehr wichtig, dass wir die Würde des Kindes achten und es in seiner Freude am Lernen bestärken. Wir versuchen, die Kinder in die Unterrichtsplanung mit einzubeziehen und den Unterricht sowie die Lernumgebung so vorzubereiten, dass die Kinder Gelegenheit dazu bekommen, das eigene Lernen zu planen, umzusetzen und auch zu reflektieren. Voraussetzung eines so verstandenen Unterrichts ist für uns die Förderung eines jeden Kindes, die von seinen individuellen Lernvoraussetzungen ausgeht. Denn Aufgabe der Grundschule ist unserer Meinung nach nicht das Heranfördern aller Kinder an denselben Lernentwicklungsstand, sondern jedes Kind da abzuholen wo es steht und seine individuelle Lernentwicklung zu fördern.

Wir wollten weg von einer Sichtweise von der Schulfähigkeit des Kindes hin zur Kindfähigkeit von Schule. Aus diesem Grund haben wir uns in den letzten Jahren immer weiter fortgebildet und unseren Unterricht kontinuierlich weiter entwickelt. Wir haben zu diesem Themenbereich einige kollegiumsinterne Konferenzen veranstaltet und zusätzlich weitere Fortbildungen besucht. Das waren zum Beispiel Konferenzen zur Förderdiagnose, zum Einsatz von Fördermaterialien, zum Entwickeln eines Förderplans sowie zum „Lernen lernen“.

Dabei wurde uns immer deutlicher, dass ein Förderunterricht, der ausschließlich in Kleingruppen ausgewiesen wird, nicht sinnvoll sein kann. Er sollte bezogen auf den sozialen Zusammenhalt innerhalb der Lerngruppe stattfinden. Das heißt wir versuchen in einem ständigen Entwicklungsprozess, unseren Unterricht so offen zu gestalten, dass wir die Kinder im Unterricht individuell und gezielt fördern und fordern können. Die Unterrichtsmittel die wir verwenden, sollen sich dem individuellen Entwicklungsstand eines jeden Kindes anpassen können.

 

Also Innere Differenzierung durch:

  • Jahrgangsübergreifendes Lernen
  • Offenen Unterrichtsbeginn, projektorientiertes Arbeiten, FA bzw. FSA
  • „Lernen lernen“, dazu einmal im Monat den Sockeltrainingstag
  • Vorbereitete Lernumgebung (große Tischplatten, Strukturierung der Arbeitsmaterialien zum eigenständigen Arbeiten, Tagesplan, Regeln und Rituale)
  • Arbeitsmaterialien (Ermöglichen des Arbeitens im individuellen Lerntempo und Lernentwicklungsstand, zugeschnitten für die individuelle Förderung) und Medien (Klassenbücherei, Computer)
  • Individuelle diagnostische Verfahren (Lernstandskontrollen, Kontrolle der Arbeitsmaterialien, persönliche Hausaufgabenkontrolle, …) zum Entwickeln der Förder-/Fordermaterialien und Förder-/Forderpläne
  • Schülertagebuch (in der Hand des Lehrers) und Förder-/Forderpläne, teilweise in Zusammenarbeit mit den Eltern

 

Zusätzlicher Förderunterricht (Äußere Differenzierung) ist dann die Weiterarbeit mit einer kleineren Lerngruppe, der in allen Klassen und Stufen der Schule angeboten wird (z.B. Migrantenförderung, Lernstudio der Sozialpädagogin, Experimente im Sachunterrichtsraum). Auch wird in der Stundentafel für die Kinder der Eingangsstufe in mehreren Stunden der Woche die Möglichkeit geboten, mit der halben Klasse (meist altershomogen) zu arbeiten. Zusätzlich bieten wir vielfältige Lernentwicklungsmöglichkeiten in unseren teilweise jahrgangsübergreifenden Arbeitsgemeinschaften in den Stufen 3 und 4.

 

Von der Schuleingangsdiagnostik zur Lernprozessbeobachtung:

Einen hohen Stellenwert in unserer Arbeit nimmt die Diagnostik des individuellen Lernstandes ein. Unser besonderes Augenmerk liegt daher zunächst auf einer gezielten Schuleingangsdiagnostik, mit der wir fast ein Jahr vor der Einschulung des Kindes beginnen. Auf diese Weise versuchen wir, die Grundlage für eine ganzheitliche Förderung zu finden, die auch den sozialen, psychomotorischen, kognitiven und kreativen Bereich umfasst. Mit der Sprachstandserfassung der Vierjährigen in enger Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen ergibt sich ein weiterer Baustein, durch den viele Kinder schon im Kindergartenalter an einer umfassenden Sprachfrühförderung (Konzept KonLab) teilnehmen können. In den ersten Schulwochen folgt zusätzlich eine genaue Analyse der aktuellen individuellen Lernvoraussetzungen.

 

Natürlich ist es mit der Schuleingangsdiagnostik nicht getan. Es folgt eine kontinuierliche Beobachtung der individuellen Lernprozessentwicklung. Der Blickwinkel im Bereich Fördern und Fordern hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Es hat eine Neugewichtung stattgefunden. Besonders wichtig ist für uns das Ändern des Blickwinkels weg von den Defiziten hin zu den Stärken des einzelnen Kindes. Das heißt auch, dass wir versuchen, an der Stelle anzusetzen, an der das Kind noch sicher ist und Schwerpunkte im Bereich der Förderung und Forderung zu setzen, so dass ein Ziel erreichbar bleibt und Grundlage für die nächste Entwicklung bietet. Die diagnostische Vorgehensweise stützt sich vor allem auf die Freie und die Systematische Beobachtung. Standardisierte Verfahren werden als Ergänzung und Absicherung gesehen. Das heißt wir schreiben uns Beobachtungen auf, die sich während des Unterrichts ergeben. Wir kontrollieren die Arbeitsmaterialien, schreiben Lernerfolgskontrollen, führen Listen und Schülertagebücher zu den einzelnen Kindern. Bei Kindern, deren Lernentwicklung stark von den anderen Kindern abweicht führen wir Förderpläne, die wir innerhalb einer Konferenz für unsere Schule entwickelt haben (s. Ordner). Dabei legen wir großen Wert auf die Zusammenarbeit und den Austausch mit den Eltern. Auch holen wir uns im Bedarfsfall Beratung und Hilfe von Experten. Das kann zum Beispiel der Austausch mit den Stufenkollegen, der Schulleitung, dem Schulpsychologischen Dienst oder auch Kollegen und Kolleginnen von Förderschulen sein.

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«Die Welt ist voll von Sachen, und es ist wirklich nötig, dass sie jemand findet.»

Pippi Langstrumpf